Wenn Sie den Erstbesten auf der Straße danach fragen, wie man eine Pflanze im Behälter kultiviert, wird die Antwort mit Sicherheit lauten: Geben Sie etwas Erde in einen Kübel oder Topf, setzen Sie die Pflanze ein und gießen Sie sie regelmäßig. Gelegentliches düngen nicht vergessen und das wär´s!

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Gärtner wissen, dass es nicht ganz so einfach ist und man dabei wesentlich mehr Dinge beachten muss. Sobald man sich entschieden hat, eine bestimmte Pflanze zu kultivieren, wird man sofort mit den nächsten Fragen konfrontiert: Wo soll die Pflanze angebaut werden? Mit welcher Methode? Und allen voran die Frage: in welchem spezifischen Anbaumedium? Bedenken Sie, dass die Pflanze ihr ganzes Leben in dem Behälter verbringen wird und ein zwischenzeitlicher Wechsel des Anbaumediums nicht zu empfehlen ist. Entscheiden Sie sich daher von Anfang an für das richtige Anbaumedium!

Überlegen Sie sich zuallererst, welche Pflanze Sie kultivieren möchten. Davon hängt mehr oder weniger alles andere ab, wie z. B. welche Voraussetzungen für eine optimale Wurzelfunktion erfüllt werden müssen. Pflanzen bilden Wurzelsysteme aus, die an die jeweiligen Umgebungsbedingungen angepasst sind. Pflanzen aus trockenen Regionen haben Wurzeln, die sich nicht für anorganische Substrate, wie Blähton oder Kies, eignen. Diese Pflanzen gedeihen besser in einem organischen Anbaumedium, in dem den Wurzeln weit weniger Wasser zur Verfügung steht und die Bewässerungsintervalle weiter auseinanderliegen.

Im Gegensatz dazu ist für Pflanzen aus den Tropen ein flachgründiger, gut wasserdurchlässiger Boden, der häufig bewässert wird, ideal. All dies bedeutet jedoch keineswegs, dass die Pflanzen nicht auch in anderen Anbaumedien wachsen. Allerdings ist der zusätzliche Aufwand durch die Wahl des falschen Anbaumediums die Mühe nicht wert, wenn man sich die Resultate vor Augen hält, die bei idealen Wachstumsbedingungen erzielt werden können.

Das KISS-Prinzip

Zur Auswahl stehen eine Reihe unterschiedlicher Anbausysteme: Feldanbau, offene Hydrokultursysteme, rezikulierende Systeme oder Substrate auf organischer Basis (z. B. Torfmischungen, Kokosfasern, Mineralerde). Bei der Wahl des Anbausystems sollten Sie neben den idealen Wachstumsbedingungen für die Pflanze, die Sie züchten möchten, auch Ihre eigenen gärtnerischen Fähigkeiten berücksichtigen. Diese beiden Faktoren sind für die Wahl des am besten geeigneten Containers und entsprechenden Anbaumediums ausschlaggebend.

Ausgeklügelte Systeme machen aus Ihnen keinen besseren Gärtner. Sie machen Dinge nur unnötig kompliziert. Es kann vorkommen, dass ein Züchter – aus speziellen physischen oder wirtschaftlichen Gründen - gezwungen ist, ein komplexes Anbausystem zu verwenden. Generell empfiehlt es sich jedoch, bei der Wahl des Systems nach dem KISS-Prinzip vorzugehen: „Keep It Small and Simple!“ Ein guter Gärtner kennt seine persönlichen Stärken und Schwächen. Wenn Zeit ein Problem ist, sollte so viel wie möglich automatisiert werden. Wer mehr Erfahrung besitzt und ein wenig herumexperimentieren möchte, kann sich an fortgeschrittene Methoden wagen. Unerfahrenen Gärtnern empfehlen wir ein anspruchsloses Anbaumedium. Verwenden Sie, was für Sie funktioniert - aber richtig!

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Der Einfluss des Anbaumediums auf das Wachstum der Pflanze

Pflanzenwurzeln können sich in Bezug auf Säuregrad, Fruchtbarkeit, Feuchtigkeit und Lüftung an eine Vielzahl von Bedingungen anpassen, die von einem Extrem zum anderen reichen können. Obwohl sich die Pflanzen weiterentwickeln und im Allgemeinen auch recht gesund aussehen, wird ihre Gesamtleistung durch suboptimale Umgebungsbedingungen beeinflusst. Falsche pH-Werte wirken sich auf das Verhältnis der pflanzenverfügbaren Nährstoffe aus. Doch solange sich diese in akzeptablen Grenzen bewegen, wird die Pflanze weiter wachsen. Eine verminderte Fruchtbarkeit beeinträchtigt zwar das Wachstum und die Vitalität der Pflanze. Trotzdem wird sie nicht verkümmern. Solange die Pflanze auch nur ein paar Tropfen Wasser bekommt, wird sie überleben. Eine gute Durchlüftung des Wurzelsystems ist ebenfalls äußerst wichtig. Achten Sie daher darauf, dass das von Ihnen gewählte Anbaumedium die von der Pflanze benötigte Wasserdurchlässigkeit und Wasserspeicherfähigkeit aufweist.

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Sobald Sie sich für ein Anbaumedium entschieden haben, gilt es einen passenden Container auszuwählen. Dabei sind die Größe der Pflanzen, das jeweilige Anbaumedium und die Wachstumsumgebung zu berücksichtigen. Denken Sie daran, dass die Wurzelmasse der oberirdischen Pflanzenmasse entsprechen sollte. Ein Baum, der bis zu 5 Meter hoch werden kann, wird sich in Containern mit einem Fassungsvermögen von weniger als 20 Litern kaum wohlfühlen.

Wenn die Pflanze bei Aufzucht in einem kleineren Behälter ertragreicher ist, sollte ein kleinerer Behälter verwendet werden. Die Pflanze wird schneller blühen. Es empfiehlt sich daher, die Gesamtanzahl der Behälter zu erhöhen.

Bedenken Sie, dass Sand leicht aus einem Behälter herausgespült wird. Verwenden Sie daher vorzugsweise Erde oder erdlose Substratmischungen. Sand eignet sich gut als Substrat in NFT-Systemen, in denen sich Erde oder erdlose Mischungen verdichten und zu geringeren Ernteerträgen führen würden. Mit anderen Worten: Die Größe des Containers sollte dem gewünschten Ernteertrag und dem verwendeten Anbaumedium angepasst werden.

Tabelle 1 zeigt einige der derzeit erhältlichen Anbaumedien im Vergleich. Neben den bereits erwähnten Faktoren sind bei der Wahl des Anbaumediums auch folgende Fragen zu berücksichtigen: Wie arbeitsintensiv ist das Anbaumedium? Welche Bedingungen fördern das Wachstum der Pflanzen? Wie viel Zeit steht Ihnen zur Verfügung, um das Wachstum verfolgen zu können? Wie wird das Anbaumedium nach der Ernte entsorgt? Dies sind nur einige der Fragen, die sich ein Gärtner bei der Wahl eines Anbaumediums stellen sollte.

 

Tabelle 1

Anbaumedium Drainage Unterstützung Durchlüftung Geeignete Systeme Anmerkungen
Mineralerde niedrig bis hoch ausgezeichnet niedrig bis hoch Container, Tisch, offenes Hydrokultursystem Viele Arten und Zusammensetzungen
Erdlose Mischung auf Torfbasis niedrig bis hoch mittelmäßig bis ausgezeichnet niedrig bis hoch Container, Tisch, offenes Hydrokultursystem Zusammensetzung bestimmt Porosität, niedriger pH-Wert
Erdlose Mischung, Kokos niedrig bis hoch mittelmäßig bis ausgezeichnet niedrig bis hoch Container, Tisch, offenes Hydrokultursystem Problematisch: Alter der Kokosfasern und chemische Zusammensetzung, stabiler pH-Wert, Zusammensetzung und Mulchmenge bestimmen Porosität
Inerte Substrate, Sand, Perlit, Vermikulit etc. hoch niedrig bis mittelmäßig mittelmäßig bis hoch NFT, Container, Tisch, offenes Hydrokultursystem stabiler pH-Wert, je besser die Durchlüftung, desto weniger Wasserspeicherkapazität
Inerte Substrate, Steinwolle mittelmäßig mittelmäßig (leicht und hängt von der Größe ab) mittelmäßig Ebbe-Flut-System, Container, offenes Hydrokultursystem Hoher Anfangs-pH, pH kann nach dem Puffern wieder ansteigen, solide Blöcke beschränken zusätzliche Durchlüftung
Kies, Schotter hoch wenig hoch Rezirkulation in Containern Neutraler pH-Wert, vor der Verwendung spülen, wiederverwendbar, erfordert ständige Überwachung, kein Nährstoff- oder Wasserspeicher
Wasser keine keine keine Rezirkulation in einem Tank pH-Wert variiert stark, Belüftungspumpen erforderlich, kontinuierliche Nährstoffüberwachung, rasch negative Folgen
Aeroponik hoch keine hoch Rezirkulation in speziellen Systemen, um Wasserverbrauch zu reduzieren pH-Wert variiert stark, kontinuierliche Nährstoff- und Wasserüberwachung, keine Speicherfähigkeit, chemische Zusammensetzung variiert je nach Luftqualität, kein Temperaturpuffer im Wurzelbereich

Tabelle 1 listet die zur Verfügung stehenden Anbaumedien nach ihrer Benutzerfreundlichkeit auf. Lehm- und Sandböden verfügen über die größten Nährstoff- und Wasserspeicher, aeroponische Systeme über die geringsten. Steinwolle bedarf einer größeren Vorbereitung und sorgt wegen der starken pH-Wertschwankungen immer wieder für Kopfzerbrechen. Inerte Substrate verfügen über eine hohe Wasserspeicherfähigkeit, können jedoch keine Nährstoffe speichern.

Organische Materialien hinterlassen Spuren im Drainwasser, das aus diesem Grund nicht rezirkuliert werden sollte. Bei inerten Substraten müssen der Nährstoffgehalt und pH-Wert in regelmäßigen Abständen gemessen werden. Dafür ist spezielle Messausrüstung erforderlich, die kostspielig ist. Unerfahrene Gärtner sollten erst organische Substrate ausprobieren, die mehr Spielraum für Fehler zulassen. Erst wenn Sie alle wesentlichen Wachstumsfaktoren, wie Belichtung, Bewässerung, Temperatur- und Feuchtigkeitsregulierung, im Griff haben, sollten Sie sich an das nächste Anbaumedium wagen.

Sie entscheiden über den Erfolg!

Die Faustregel lautet: Wählen Sie ein einfaches Anbaumedium und die richtige Containergröße, um das Beste aus Ihren Pflanzen herauszuholen und hohe Erträge zu erzielen. Manche Gärtner probieren ein System nach dem anderen, ohne sich erst mit einem System vollends vertraut zu machen. Halten Sie es einfach und wechseln Sie das Anbaumedium erst dann, wenn es Ihnen gelungen ist, das gewünschte Ergebnis zu erreichen.

Ausschlaggebend für den Erfolg oder Misserfolg ist nicht das System selbst, sondern der Gärtner, der vor Beginn des Anbaus die richtigen Entscheidungen zu treffen hat. Sofern alle Variablen stimmen, sollte die richtige Nährstoffzusammensetzung auf jedem beliebigen Anbaumedium zu ähnlichen Resultaten führen. Es sind die Fehler, die ein Gärtner macht, die das Ertragspotential erheblich minimieren.

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